Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit: Kontinuität
Ein wichtiger Baustein in den Zielsetzungen unserer Arbeit ist die Kontinuität der medizinischen Hilfe. Eine wirkungsvolle Hilfe ist nur dann möglich, wenn sie gezielt, kontinuierlich und verlässlich ist. Folglich haben wir mit unseren Hilfskonvois stets gezielt und über mehrere Jahre hinweg einzelne ausgewählte Kliniken versorgt und deren Ausstattung mit medizinischen Geräten kontinuierlich verbessert und erweitert.
Transparenz ist uns selbstverständlich
Unsere Hilfsmaßnahmen werden in zahlreichen Zeitungsberichten, aber auch vereinzelt in Filmbeiträgen durch Außenstehende dokumentiert, die zum Teil persönlich an den Konvois oder Inspektionsreisen teilnehmen und sich von der Arbeit vor Ort überzeugen können. Rechenschaft legen wir den Mitgliedern und allen Interessierten in unserer alljährlichen Jahreshauptversammlung ab, alle Ausgaben werden minutiös belegt und unterliegen einer jährlichen Rechnungsprüfung. Zudem sind wir verpflichtet, unsere finanziellen Verhältnisse in einem dreijährigen Turnus dem zuständigen Finanzamt vorzulegen. Hierbei gab es bisher keinerlei Beanstandungen.
Schwerpunkt: Ländliche Regionen
Versorgten wir zu Beginn unter anderen das Krankenhaus in Naroditschi am Rande der verstrahlten Zone, so achteten wir in der Folgezeit verstärkt darauf, vor allem ländliche Regionen zu fördern, die fernab liegen von dem großen Fluss der Hilfsgüter aus aller Welt. Besuche machten deutlich, dass die Bevölkerung in ländlichen Regionen medizinisch noch immer dramatisch unterversorgt ist. Eine Ausnahme bildet die Neurochirurgische Kinderklinik unter Leitung von Professor Jurij Orlov in Kiew, da es sich hierbei um eine zentrale Einrichtung handelt, die Kinder aus der gesamten Ukraine behandelt. Sie gehört seit 1992 zu den Empfängern der Hilfe aus der Oberpfalz.
Fortbildung als Hilfe zur Selbsthilfe
Ein weiterer wichtiger Baustein unserer Arbeit ist die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals der ukrainischen Krankenhäuser. Bereits im November 1992 war Professor Jurij Orlov von der Neurochirurgischen Kinderklinik zu Gast in Pfreimd, um sich in einem umfangreichen Besuchs- und Hospitationsprogramm in unseren Krankenhäusern und Arztpraxen zu informieren. Seitdem halten sich auf Einladung unseres Vereins jährlich 1 – 2 Ärzte oder medizinische Fachkräfte in der Oberpfalz auf, um in die Handhabung der zum Teil sehr hochwertigen Geräte eingewiesen zu werden und Praxiserfahrungen zu sammeln.
Unerlässlich: Kontrolle und Wartung der Hilfsgüter
Umgekehrt befinden sich in Begleitung Dr. Zieglers bei Inspektionsreisen in die Ukraine immer wieder Laborantinnen und Techniker, die ihre ukrainischen Kolleginnen und Kollegen vor Ort einweisen. Ebenso wichtig wie die Bereitstellung und fachgerechte Handhabung hochqualifizierter Geräte ist deren Kontrolle, technische Überwachung und gegebenenfalls Reparatur; bei Bedarf werden auch Ersatzteile auf dem Luftweg nach Kiew gebracht. Das teuerste Instrument ist wertlos, wenn Ersatzteile oder Verbrauchs-materialien fehlen oder Reparaturen erforderlich werden. Der mit diesem „Kundendienst“ unseres Vereins verbundene finanzielle Aufwand zahlt sich langfristig sicher aus.
Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt der Inspektionsbesuche durch unsere Vereinsmitglieder besteht in der Kontrolle über den vollständigen Verbleib der gelieferten Hilfsgüter. Auch unangemeldet erschien Dr. Ziegler in der Vergangenheit in verschiedenen Kliniken, um sich das Vorhandensein der humanitären Ware lückenlos zeigen zu lassen. So können wir ein „Verschwinden in dunklen Kanälen“ nahezu vollständig ausschließen.
Ausblick
Leider ist unbestritten, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung der Ukraine noch immer äußerst notdürftig ist. Wenn sich das politische und wirtschaftliche System des noch jungen Staates auch langsam stabilisiert, so wird es noch lange Zeit dauern, bis genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen für eine qualifizierte Versorgung.
Bei den zahlreichen Inspektionsbesuchen in der Ukraine muss Dr. Ziegler immer wieder feststellen, dass die Entwicklung der Lebensbedingungen der Menschen durchaus Fortschritte macht, wenn sich auch ein Vergleich mit Deutschland noch immer verbietet. Die Menschen sind im Allgemeinen auf Lebensmittel und Kleidung nicht mehr angewiesen, und verschiedene Vertreter der Regierung heben hervor, dass zu Gunsten der Förderung der eigenen Wirtschaft auf allgemeine Spenden an die Bevölkerung verzichtet werden sollte. Nach wie vor gibt es jedoch keine feinmechanische und medizintechnische Industrie, weshalb die Einfuhr humanitärer Güter im Bereich der Medizin weiterhin gewünscht und gefördert wird.
Unübersehbar ist auch, dass sich die gesundheitliche Situation der Menschen, die im Jahre des Reaktorunfalls 1986 Kinder waren und direkt von den Strahlen geschädigt wurden, eher verschlechtert hat. Sie leiden an vielfältigen chronischen Erkrankungen wie Bronchitis, Herz- und Lebererkrankungen oder Organschäden. Zudem weisen Statistiken eine deutliche Zunahme von Missbildungen am Zentralnervensystem bei Säuglingen und von Schilddrüsenkrebs bei Kindern als Spätfolgen der gefährlichen Strahlen aus. Noch immer erkranken darüber hinaus Kinder an sekundären Strahlungsschäden durch die verseuchte Nahrung und die belastete Umwelt. Spätfolgen wie ein vermehrtes Auftreten von Brustkrebs in den nachfolgenden Generationen sind wahrscheinlich.