24. Hilfskonvoi 2014 (12. – 20. September)
Zeitungsberichte zum Konvoi: „Hilfskonvois zwischen politischen Fronten. Pfreimder Aktion Tschernobyl: Dr. Josef Ziegler kennt Ukraine seit 24 Jahren“ (Der Neue Tag, 28. Oktober 2014)
Vorberichte:
„Hilfe auf dem Weg nach Kiew. Nach Verschiebung im Mai: 24. Konvoi der „Aktion Tschernobyl“ gestartet“ (Der Neue Tag, 13. September 2014)
„Hilfskonvoi ist unterwegs Richtung Kiew“ (Mittelbayerische Zeitung, 12. September 2014)
„Chamer auf dem Weg ins Bürgerkriegsland“ (Mittelbayerische Zeitung, 09. September 2014)
„Konvoi geht mit Verspätung auf die Reise“ (Mittelbayerische Zeitung, 25. August 2014)
„Ukrainer nicht im Stich lassen. Hilfsgüter im Lager nützen niemandem – Konvoi der Aktion Tschernobyl startet am 12. September“ (Der Neue Tag, 05. Juli 2014)
im Mai abgesagt: “Risiko zu groß. Hilfskonvoi gestoppt” (Der Neue Tag, 08. Mai 2014)
23. Hilfskonvoi 2013
Zeitungsartikel zum Konvoi: „Gezielt und beständig helfen“ (Der Neue Tag, 17. Mai 2013)
Vorbericht: „Hilfskonvoi rollt in die Ukraine“ (Der Neue Tag, 27. April 2013)
22. Hilfskonvoi 2012
Zeitungsartikel zum Konvoi „Die Unermütlichen“ (Der Neue Tag, 14. Apri, 2012)
21. Hilfskonvoi 2011
Zeitungsartikel zum Konvoi: “Kein Engpass an sterilen Instrumenten. Oberpfälzer stellen zweite Anlage in Kiew fertig – 21. Hilfskonvoi 25 Jahre nach Tschernobyl-Gau” (Der Neue Tag, 14. Juni 2011)
20. Hilfskonvoi 2010
Zeitungsartikel: “Impulse für Politiker und Ärzte. 20. Tschernobyl-Hilfskonvoi nach erfolgreicher Mission zurück aus der Ukraine” (Der Neue Tag, 11. Mai 2010)
Vorbericht: “Zwei Jahrzehnte lang wichtige Hilfe. 20. Hilfskonvoi der Aktion Tschernobyl bricht am 23. April in die Ukraine auf” (Der Neue Tag, 17. April 2010)
19. Hilfskonvoi 2009
Zeitungsartikel zum Konvoi: “Humanitäre Hilfe im Wandel. 19. Konvoi der Aktion Tschernobyl – Unterstützung für Opfer der gesellschaftlichen Krise der Ukraine” (Der Neue Tag, 29. April 2009)
18. Hilfskonvoi 2008
Zeitungsbericht zum Konvoi: “Naroditschi und die Rückkehr in die verstrahlte Zone. 18. Hilfstransport der Aktion Tschernobyl – Partnerkliniken in der Ukraine erneut mit medizinischen Hilfsgütern versorgt” (Der Neue Tag, 17. Mai 2008)
Rückkehr in die verstrahlte Zone
Bilder Hilfskonvoi Die größte Strecke des 18. Hilfstransports der Aktion Tschernobyl aus Pfreimd mit medizinischen Hilfsgütern für verschiedene Partnerkliniken in der Ukraine ist bereits zurückgelegt. Die 7 Sattelschlepper sind bis auf einige wenige medizinische Geräte und Geschenkpäckchen für Kinder bereits entladen. Die Begleiter sind müde und erschöpft von der anstrengenden Fahrt, sie alle freuen sich jedoch auf die letzte Station ihrer Reise, die bereits auf dem Heimweg liegt: die Stadt Naroditschi. Sie liegt zwar nur am Rande der 30-Kilometer-Todeszone rund um den Unglücksreaktor von Tschernobyl, aber auch außerhalb dieses künstlich gezogenen Radius sind ganze Landstriche durch den GAU mit radioaktiven Strahlen kontaminiert worden. Die Kreisstadt liegt in einem Grenzbereich, in dem Teile der Stadt betroffen sind, andere nicht. Aber auch dort leben Menschen, es gibt eine Schule, einen Kindergarten, eine Klinik. Im gesamten Kreis leben heute 14.000 Menschen, 4.000 davon sind nicht registriert, sie sind illegal in ihre Heimat zurückgekehrt.
Die Fahrt führt kilometerlang durch Wälder und Sümpfe. Der Milizposten, der an einer Schranke Genehmigung und Registrierung der Durchfahrt kontrollierte, ist verschwunden. Der Konvoi quält sich über enge Straßen, durch Dörfer, die vollkommen verwaist sind. In anderen Ortschaften sieht man neben vielen eingestürzten Holzhäusern schon mal eine Kuh auf der Weide oder frischgewaschene Wäsche auf der Leine flattern. Alte Frauen mit Kopftüchern und in wattierte Jacken gehüllt sitzen am Straßenrand und schauen verstört über den ungewohnten Fahrzeuglärm der mit dem Roten Kreuz markierten Karawane hinterher. Die Felder sind nicht bestellt, das Gras wuchert.
Etwa 25 Kilometer vor Naroditschi kommt eine Kirche in Sicht. Wir erreichen das Dorf Welyki Klischtschi, das uns aus früheren Fahrten gut bekannt ist. Als markanter Blickfang steht gleich hinter dem Ortsschild die Dorfkirche.
Von einem Eisengitter und Unkraut umgeben zeigt sie äußerlich keine Anzeichen des Verfalls. Ringsum sind die 261 Holzhäuser der ehemals landwirtschaftlichen Gemeinde bereits eingestürzt. Das gemauerte Verwaltungsgebäude steht ohne Türen und Fenster und ohne Dachabdeckung neben der Kirche. Sie ist geöffnet, der rostige Riegel lässt sich mühelos umlegen und man tritt staunend in das Innere. Die gesamte Innenfläche ist mit lebensgroßen Figuren und mit biblischen Motiven ausgemalt. Selbst in der Kuppel sind die Gemälde noch unversehrt erhalten.
Die Ikonostase ist abgeräumt. Die Ikonen wurden bei der Evakuierung im Jahre 1990 von der Bevölkerung mitgenommen. Handgestickte Tücher und Plastikblumen liebevoll an den Fenstern und Wänden dekoriert, geben dem Innenraum Leben.
Dann kommt auch das einzige menschliche Lebewesen aus dem Dorf, Oma Nastja. Sie allein ist geblieben, ohne Strom und Wasserleitung. Sie hält die Kirche sauber, sie wacht über die Einrichtungen und freut sich über die Besucher. Wir lassen Oma Nastja zurück und es geht weiter nach Naroditschi. Der Besuch dort musste um einen Tag verlegt werden, weil der Besuch des Präsidenten der Ukraine Viktor Juschtschenko zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe am 26. April angesagt war. Der Wald bleibt zurück und eine Brücke führt über den Fluss Natter in den Ort. Wir wissen, dass die Klinik teilweise aufgegeben worden ist. Sie fungiert heute lediglich mit 75 Betten als Bezirkskrankenhaus und hat im Vorfeld um medizinische Einrichtungen gebeten. Unser Ziel im Ort sind aber auch die von 200 Kindern besuchte Schule und der Kindergarten mit 130 Schützlingen.
Der gesamte Ort wirkt trostlos, weil zwischen unversehrten bewohnten Häusern verwahrloste, eingestürzte, unbewohnte Häuser stehen. Der Gesamteindruck verbessert sich auch nicht durch weiß getünchte Straßenbegrenzungen oder durch frischgenagelte Bretterzäune.
Das staatliche Gebäude der Poliklinik ist geräumt. Der dreistöckige Bau blickt aus leeren Fensterhöhlen über die verstrahlte Landschaft. „Unser Herz ist tot“, sagt die Kinderärztin und bittet zu einem Gang durch das Haus. In der Bezirksklinik finden wir dann wieder unsere Spuren. Ein Röntgengerät, Operationstische, Inkubator und Operationsmöbel. Der Bedarf ist aber noch größer. Die Unterstützung für den Ort und die Klinik wurde im Jahr 2000 von uns zunächst beendet, weil die Bevölkerung und wir auf die zugesagte Evakuierung hofften. Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt, und das Leben geht weiter. Untrügliches Zeichen ist die steigende Geburtenrate im Landkreis, etwa 100 Kinder erblicken hier jedes Jahr das Licht der Welt.
Wir verbringen einen erfrischenden Frühlingstag in Naroditschi am Ufer der Natter. Die Schulkinder zieht es in Scharen zu unseren LKW, wo sie beschenkt werden. Die Kinder im Kindergarten, die gerade aus dem Mittagsschlaf geweckt werden, sitzen mit staunenden Augen in ihren Bettchen. Die Bevölkerung bereitet sich auf das Osterfest vor, und wir bringen den Kindern bunte und süße Ostergeschenke.
Bilder Hilfskonvoi Ein gemeinsames Picknick mit den Ärzten am Fluss vor der Abreise verstärkt noch die Bindung an diesen Ort. Bei der Heimreise klingen in den Gesprächen dann bisweilen Wehmut und Nachdenkliches mit. Man will schon mehr tun. Vielleicht für die Kinderabteilung, die kein fließendes Wasser hat, eine Wasserleitung bauen. Oder sollte der Konvoi doch mehr Güter nach Naroditschi bringen? Man könnte ja auch Oma Nastja unterstützen.
Die Fahrt geht in die Nacht hinein und die Anstrengungen der Nachtfahrt nehmen uns nun voll in Anspruch. Die Pläne für Naroditschi nehmen aber eine Woche nach Rückkehr schon Gestalt an.
Der Präsident hat Naroditschi in diesem Jahr trotz Ankündigung nicht besucht.
17. Hilfskonvoi 2007
Am 4. Mai machten sich 14 Fahrzeuge, davon sieben Sattelschlepper mit 33 Helfern auf den langen Weg nach Kiew, doch nur 12 Fahrzeuge sind zurückgekehrt. Unter den Helfern befand sich auch die italienische Berufsfotografin Mila Pavan. Im Gepäck waren u.a. eine neue Schulküche, neue Schulmöbel, Sportutensilien und rund 300 liebevoll verpackte Pakete für Waisenkinder. Außerdem hochwertige medizinische Geräte, wie Sonographiegeräte, Inkubatoren, EKG-Geräte, Zahnarztstühle, zahntechnische Einheiten, Einmalartikel und Klinikwäsche.
Zeitungsbericht zum Konvoi: “Routinierte Helfer auf Achse. Aktion Tschernobyl: Konvoi versorgt zum 17. Mal ukrainische Krankenhäuser und Schulen” (Der Neue Tag, 24. Mai 2007)
16. Hilfskonvoi 2006
Zeitungsbericht zum Konvoi: “Der Konvoi rollt. Hilfsaktion: Conrad-Truck fährt nach Tschernobyl” (Der Neue Tag, 23. Juni 2006)
15. Hilfskonvoi 2005: Irrfahrt – Geisterfahrt – Höllenfahrt
Routinemäßig wie jedes Jahr laufen die Vorbereitungen für den 15. Hilfskonvoi der „Aktion Tschernobyl“ in die Ukraine: Hilfsgüter einholen, sichten, reparieren, stoßsicher verpacken, auf Paletten transportfertig festzurren, jede Palette inhaltlich erfassen, Listen fertigen, Zollpapiere in Kiew zur Einfuhrgenehmigung vorlegen, Reiseroute planen, Fahrzeuge überprüfen, Funkgeräte einbauen, Marschverpflegung beschaffen, Visum beantragen – 1. Stolperstein. Ordnungsgemäß gehen alle erforderlichen Dokumente an das Generalkonsulat der Ukraine in München. Zwei Tage vor Abfahrt fehlt das Visum noch immer: Hektik bricht aus. Die Papiere sind auf dem Postweg verschwunden, nicht zum ersten Mal. Sämtliche Dokumente werden neu erstellt, die Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung in Pfreimd fertigen in Windeseile einen neuen Pass für Dr. Ziegler, dessen Tochter Antonia fährt einen Tag vor Abfahrt des Konvois nach München und erhält dort nach zähem Ringen mit den Konsulatsangestellten das Visum.
Am Morgen der Abfahrt, Freitag 4. März, versammelt sich die gesamte Konvoimannschaft vollzählig in der Oberpfalzkaserne – 2. Stolperstein: Die Passnummer eines Fahrers ist nicht identisch mit der Nummer auf dem erteilten Visum, er muss zurückbleiben, Ersatz ist nicht mehr möglich, ein Begleitfahrzeug wird kurzerhand aus der Fahrzeugliste gestrichen. Die Reiseroute ist akribisch geplant, Routenpläne weisen auch den Neulingen in der Mannschaft den Weg – 3. Stolperstein: Die Zollstation Dorohusk an der Grenze von Polen in die Ukraine liegt lahm – Computercrash. Mehr als 200 LKW warten auf die Zollabfertigung.
Kurzfristig wird die Fahrtroute geändert, der Tross steuert Richtung Warschau, Kattowitz, Krakau, Przemysl, die Nachtfahrt durch Polen verläuft ohne Zwischenfälle, Ankunft in der Grenzstation Metyka Samstag 5. März, 9 Uhr. Die geringe Anzahl wartender Lastwagen lässt auf eine rasche Abfertigung hoffen. Die gut zwei Stunden für die Passkontrolle sind denn auch eine akzeptable Zeit – 4. Stolperstein: Die ukrainischen Zollbeamten tragen eine falsche Visumnummer in alle Pässe ein, die Ausreise am Ende der abenteuerlichen Fahrt wird dadurch erheblich erschwert.
Um 14 Uhr Ortszeit kommt der Treck endlich im ukrainischen Zollhof an – 5. Stolperstein: Der Konvoi bekommt die jüngsten politischen Veränderungen durch die „orange Revolution“ des neuen Präsidenten der Ukraine Juschtschenko zu spüren. Der Zoll, laut Dr. Stepanow, Generalkonsul der Ukraine in München, die „korrupteste Behörde der Ukraine“ lehnt sich gegen das Vorhaben Juschtschenkos auf, „den Stall des Augias auszumisten“. Schließlich wollen die Beamten ihre Pfründe verteidigen. Bis 19.30 Uhr ist ein einziger LKW abgefertigt, zweimal werden unvollständige Zollpapiere ausgestellt, erst auf massiven Druck werden die erforderlichen Dokumente gegen 2.00 Uhr morgens ausgehändigt.
Gegen 2.30 Uhr am Sonntag, den 6. März, setzt der Konvoi seine Reise fort: L’viv – Ternopil – Vinnicja – Uljanovka – 6. Stolper-stein: Starker Schneefall hat eingesetzt, die Straßen sind nicht geräumt, Eisplatten pflastern die ohnehin schlechten Verkehrswege: 50 Kilometer in fünf Stunden, ein Weiterkommen nach Ternopil ist unmöglich. Der Internetwetterbericht, den Alois Beierlein laufend vom Computer in Pfreimd an den Treck weitergibt, verheißt nichts Gutes, eine Änderung der Reiseroute Richtung Rivne wird unumgänglich, die E 40 nach Kiew verspricht Besseres.
Doch die Fahrt nach Rivne scheint nicht enden zu wollen: 150 Kilometer in 12 Stunden. Die eisige Kälte fordert vor allem von den KFZ-Mechanikern die letzten Reserven: Schneeketten schweißen, Kühler abdichten, Standheizungen reparieren, eine eingefrorene Hydraulik instandsetzen, und das bei –20 Grad auf offener Straße. Dieser Strecken-abschnitt stellt die Fahrkünste der Konvoifahrer auf die härteste Probe, reizt die Nerven aller bis zum Letzten. Links und rechts liegend drohend LKW im Straßengraben, stecken PKW kopfüber im Schnee. Zittern und Angstschweiß überkommen selbst den hartgesottensten Fahrer, am Konvoifunk herrscht stundenlang Totenstille – gespenstisch. Die Hügel werden zu Monstern, die es zu bewältigen gilt. Geisterbahnszenario: Leuchtstäbe der ukrainischen Miliz, von den Oberpfälzern vor Jahren gegen ein paar Kugelschreiber eingetauscht, stoppen den laufenden Verkehr, schaffen vor jeder Erhebung Anlauf für die Brummis, die – müssten sie abbremsen – unweigerlich hängen blieben. Alle zittern und bangen, selbst den „alten Hasen“ rinnt der Angstschweiß von der Stirn, bis endlich der erlösende Schrei über Funk ertönt: „RK 7 über den Berg, RK 10 über den Berg. Bravo!“
Und dann beginnt das „Spiel“ von neuem. Das Kamerateam des Bayerischen Rundfunks, das den Konvoi in diesem Jahr begleitet, prescht mit seinem Allradbus immer wieder voraus, um die Lage zu peilen, den nächsten Hügel zu sichten. „Das sind Grenzerfahrungen“, so Kameramann Volker.
Gegen Mitternacht erreicht der Konvoi schließlich Rivne, rollt auf der Autobahn Richtung Osten, um im Morgengrauen die ersten Lichter der Millionen-stadt Kiew auszumachen. Nach kurzer Begrüßung durch die Dolmetscherinnen und das Begleitfahrzeug geht es weiter Richtung Odessa. Auf halber Strecke liegt das erste Ziel des Konvois: Uljanovka, eine sterbende Kleinstadt, deren öffentliche Gebäude verfallen, deren einzige Fabrik „geschleift“ wurde, deren Bewohner aber umso sehnlicher den jährlichen Konvoi aus der Oberpfalz erwarten, der nicht nur medizinische Hilfe bringt, sondern auch ein wenig Hoffnung auf ein besseres Leben.
Nun erst kann die eigentliche Mission der „Aktion Tschernobyl“ beginnen. Noch am selben Tag werden – obwohl Feiertag ist – drei Sattelschlepper mit medizinischen Hilfsgütern aus Deutschland entzollt und entladen. Medizinische Geräte wechseln den Besitzer, „Experten“ aus der Konvoimannschaft weisen das ukrainische Klinikpersonal bereits vor Ort in die Bedienung einzelner Apparaturen ein. Eine Abordnung besucht ein Wohnheim für Jugendliche und junge Erwachsene – allesamt Vollwaisen – und übergibt die Geschenke deutscher Familien, eine andere Gruppe verteilt liebevoll gepackte Geschenke an Kinder aus sozial schwachen Familien, deren Namen lange vor dem Konvoi nach Pfreimd übermittelt worden waren, einige der Mädchen und Jungen werden zu Hause aufgesucht. Erst rund 80 Stunden nach der Abfahrt in Pfreimd löst sich die Spannung der Frauen und Männer aus der Oberpfalz bei einem gemeinsamen Festessen in Uljanovka.
Die zweite Station des Konvois, die Stadt Jagotin rund 150 Kilometer östlich von Kiew, erreicht der Konvoi ohne Probleme, der Empfang ist herzlich, die Zollabfertigung reibungslos. Zahlreiche medizinische Geräte werden an die Stationsärzte übergeben, die Kinder im Waisenhaus „Kränzchen“ sind ganz aus dem Häus’chen, als eine Gruppe Rotkreuzler ihnen Süßigkeiten und Kuscheltiere bringt. Inzwischen installieren die Techniker unter den Konvoifahrern die Grundausstattung für eine medizinische Werkstatt in der Klinik der Stadt, bringen neue Stecker und Elektroleitungen an. Mehr ist in der Kürze der Zeit nicht möglich.
Die letzte Station des Konvois, der Zentralzollhof in Kiew, wird noch einmal zur Geduldsprobe für die Mannschaft aus der Oberpfalz: Meterhohe Schnee-wehen verhindern die Zufahrt zur Lagerhalle, die Hilfsgüter für den Verband Tschernobyl müssen vom Sattelschlepper auf einen LKW umgeladen werden. Ein ukrainisches Räumfahrzeug muss schließlich den Sattelzug aus den Schneemassen bergen.
Die 500 Kilometer lange Nachtfahrt von Kiew an die polnische Grenze fordert noch einmal den vollen Einsatz der Fahrer und Mechaniker heraus: 500 Kilometer auf eisglatter Straße sind nur durch eisernen Willen, unendlich viel Geschick und ungebrochene Einsatzbereitschaft zu bewältigen. Teamgeist heißt die Triebfeder des 15. Hilfskonvois der „Aktion Tschernobyl“.