Unsere Hilfskonvois
Im Februar 1992 startete unser erster Hilfstransport unter eigener Regie nach Kiew und in verstrahlte Gebiete der Ukraine. Auf 3 Sattelschleppern und 3 kleinen LKW waren Medikamente, vor allem aber Lebensmittelpakete und Gebrauchtkleidung geladen, die an Kliniken, ortsansässige Hilfsorganisationen oder auch direkt an betroffene Familien verteilt wurden.
Im Laufe der Jahre seit dem ersten Hilfstransport 1991 nahm die Zahl der beladenen Sattelschlepper mit jedem Konvoi zu; in den letzten Jahren waren 8 Sattelschlepper notwendig, um die gesammelten Güter in die Ukraine zu bringen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in der Oberpfalz war unbeschreiblich groß und ist bis heute konstant geblieben.
Ein Wandel unserer humanitären Hilfe
Unsere Hilfsmaßnahmen haben sich jedoch im Laufe unserer Arbeit und unserer Erfahrungen gewandelt: Von der Befriedigung der Grundbedürfnisse nach Nahrung und Kleidung sind wir immer mehr dazu übergegangen, spezifische medizinische Hilfe zu leisten. Die durch die Lieferung humanitärer Güter ermöglichten Leistungen in Diagnostik und Therapie werden kostenloas an die Bevölkerung weitergegeben, so dass die Menschen nicht mehr gezwungen sind, ihre letzte Habe zu opfern für die Behandlung eines ihrer Familienmitglieder.
Die Verbesserung der medizinischen Versorgung ganzer Regionen ist unserer Auffassung nach die beste und effektivste Hilfe für die Opfer der Reaktor-katastrophe von Tschernobyl. Die Betreuung von Einzelschicksalen in Westeuropa ist und bleibt für uns die Ausnahme; wir setzen auf die Verbesserung der medizinischen Infrastruktur vor Ort zum Wohl aller dort lebenden Menschen.
So rüsteten wir die Kliniken in Uljanovka, Beresan, Volocysk und Jagotin systematisch auf und begannen mit dem Aufbau eines diagnostischen Zentrums in Wischnewoje. Dieses Projekt musste jedoch aufgrund der mangelnden Kooperation mit den ukrainischen Behörden eingestellt werden. In der Cernigov-Region 250 Kilometer nordöstlich von Kiew konnten wir den Beginn einer Bedarfsplanung für 7 Kliniken erreichen, die die Bildung von Schwerpunkten der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen zum Ziel hat. All diese Krankenhäuser erhielten durch unsere jährlichen Hilfskonvois, deren Volumen und Wert von 1991 bis zum 14. Konvoi 2004 erheblich gestiegen sind, neben Betten, Bett- und Klinikwäsche, Einmalartikeln und Medikamenten neuwertige Röntgengeräte, Autoklaven, Narkosegeräte, endoskopische Geräte wie Gastroskop, Coloskop, Lapraskop, Sonographiegeräte, Entbindungsbetten, Inkubatoren, chirurgisches Instrumentarium für alle Operationen (traumatische und gynäkologische Operationen, Abdominal- und Thorakalchrirgie), Laborgeräte für Spektralphotometrie, Flammenphotometer, Zentrifugen. Bisher drei Rettungswagen, ausgestattet mit EKG-Gerät, Defibrillator, Beatmungsgerät und Fernotrage, sichern die Notfallversorgung in den Einzugsgebieten der Kreisstädte Uljanovka, Jagotin und Volocysk. Die Zentralwäschereien in Uljanovka und Volocysk erhielten neue Geräte, in Uljanovka erfolgte der Einbau einer kompletten Bäderabteilung. So ist es uns sicher gelungen, für überschaubare Regionen der Ukraine die medizinische Versorgung zu gewährleisten, die Möglichkeiten von Diagnostik und Therapie entscheidend zu verbessern und auf diese Weise die Lebensbedingungen der Bevölkerung positiv zu verändern.